Besichtigung Solarpark Mellen

Schock für die KERH Unna

Am 6. Mai 2025 unternahmen wir einen Ausflug zu dem Solarpark (Leistung 2,4MW Peak) in Mellen. Falls beim Lesen der Eindruck entsteht, wir hätten ein kleines gotisches Dorf besucht, das sich gegen die römische Administration wehrt – falsch, wir sind im schwarz-grün regierten NRW geblieben.

2022, als die Energiepreise einen Höhepunkt erreichten und der Klimawandel Auswirkungen zeigte, entschied die Dorfversammlung der 600 Seelengemeinde auf Basis vorhandener Überlegungen zur Autarkie, einen Solarpark zu bauen. Nach zielführenden Voruntersuchungen konnte die benötigte Energie ermittelt und ein Angebot eingeholt werden. Mit der Gründung einer Genossenschaft begann die Realisierung. Es wurden entsprechende Anteile verkauft und innerhalb von nur sechs Wochen war das benötigte Geld auf dem Konto. Einen Auftragnehmer gab es, das Geld war da, das Grundstück außerhalb des Ortes stand zur Verfügung und die Organisation stand.  Es konnte und musste losgehen bevor das Geld, bedroht durch Inflation und steigende Preise, nicht mehr reichte.

Obwohl noch vieles nicht abschließend geregelt bzw. genehmigt war, wurden die Solarelemente, der Trafo (1,5 Jahre Lieferzeit), die Wandler und Weiteres bestellt. Jetzt kommen die Römer ins Spiel:
Der Flächennutzungsplan musste geändert und eine Baugenehmigung beantragt werden. Im Rahmen der Beantragung mussten Gas- und Stromversorger und auch die Bundeswehr eine Stellungnahme zu dem Bauwerk abgeben. So ging die Zeit ins Land und 12 Container mit Solar-elementen standen vor der Tür. Sie wurden auf dem geplanten Gelände abgestellt, und wie von der Versicherung verlangt, mit einem Zaun umgeben. Nur ein Zaun im Außenbereich ist ein Bauwerk und braucht als solches damit auch eine Baugenehmigung. Da nicht vorhanden wurde das Bauordnungsamt tätig und verhängte gegen diesen Schwarzbau ein fünf stelliges Ordnungsgeld.

Zeitgerecht wurden die Genehmigungen erteilt und der Trafo- sowie ein Büro- und ein Werkstatt Container aufgestellt. Der Trafo ist ein Sondergebäude, die beiden anderen Container leider nicht. Damit müssten sie zur Ableitung des Regenwassers an die Kanalisation im Ort angeschlossen werden. Nach einem geologischen Gutachten und der Verlegung von entsprechenden Sickervor-richtungen gab es dann, mit viel gutem Willen, eine Ausnahmegenehmigung.

Der zum Datenverkehr notwendige Telekommunikationsanschluß konnte bis heute nicht gelegt werden, da das neuerrichtete Trafohäuschen im Ort mit der Einspeisestation im Bebauungsplan keine Hausnummer hat. Ohne Hausnummer kein Telefon!

Das Bemerkenswerte: Die Akteure haben den Mut nicht verloren und verkaufen den erzeugten Strom an den großen Stromversorger der auch Herrscher über die Durchleitungsgebühren ist. Ein  Verlustgeschäft ist es nicht und wenn dann endlich die letzten Betondecken durchbohrt sind, dann wird der Ort auch Selbstversorger.

Und der Hit: seit Inbetriebnahme am 06.09. 2024 hat der Ort 400 Tonnen C02 eingespart und eine Million kWh Strom erzeugt.

Statt Applaus für das Beschleunigen der Energiewende gibt es Ordnungsgelder, ich liebe diese Republik.

Wir Ehemaligen haben bei tollem Wetter und guter Stimmung den Tag genossen und konnten es nicht fassen, welche Steine die Bürokratie einem tollen Vorhaben in den Weg legt.

 

P.S.: der Artikel wurde mit den Betreibern der Anlage abgestimmt

 

Text:                OTL a.D. Axel Simetzberger

Bilder:             StFw a.D. Lothar Goerke, H a.D. Engelbert Vedder